Geschichtliches - meine "Mopped-Karriere"



Zu Zeiten, als ich die Fahrschule mit dem Ziel des "Lappens" der guten alten Klasse 1(a) besucht habe, dachte ich nie daran einen Hobel zu fahren, der auf Stollenreifen unterwegs sein würde...

Die damals wohl am Weitesten verbreiteten Fahrschulmaschinen waren die Suzuki GS500E und die Yamaha Virago XV535. Genau auf diesen Beiden genoss ich meine ersten Kilometer. Gelegentlich mußte mal gewechselt werden, da mal die Eine, mal die Andere in Reparatur mußte. Das Schlimmste was einem Fahranfänger passieren konnte, trat dann natürlich auch ein:
Ich hatte alle Übungen in den letzten paar Fahrstunden vor der Prüfung noch einmal mit dem Chopper Virago wiederholt, damit auch das Gefühl für das Eintauchen der Gabel, der Druckpunkt beim Bremsen und das richtige Handling beim Ausweichmanöver usw. stimmte und mußte dann mit dem Tourer GS500E zur Prüfung antreten... Es scheint aber trotzdem alles recht gut geklappt zu haben und so konnte ich meinen Lappen eine halbe Stunde später in Empfang nehmen :-)



Mein erster Bock, den ich auch heute noch besitze, ist eine '72er MZ des Typs ES 150/1.
Ein Zweitakter mit knapp 12 PS und, wie der Name schon vermuten läßt, 150 ccm. Wenn man sich einmal an den 2-Takt-Ton des Motors bei den eher hohen Drehzahlen gewöhnt hat, kann man damit schon recht viel Spaß haben. Die ersten Erfahrungen in Freiheit (ohne Fahrlehrer im Nacken) konnte ich somit gierig sammeln.
Natürlich ist bei diesem Baujahr auch "Kicken" angesagt, was aber eigentlich nie Proleme bereitete. Ein "Kick" reichte meist aus, um das ruhige Blubbern aus den gewaltigen 150ccm zu entfachen :-)

Momentan ist die MZ halb zerlegt, der Motor muß mit neuen Lagern und Dichtungen versehen werden - nach mehr als 30 Jahren Dienst mit den originalen Teilen, hat sie das sicherlich auch verdient :-) Leider ist für die Trennung der Motorhälften anscheinend Spezialwerkzeug erforderlich, sodass ich noch nicht sicher bin, ob ich es selbst erledigen kann. Wie mir gesagt wurde, muß der Motor gleichmäßig auf ca. 80°C erhitzt werden, um ihn ohne Probleme auseinander ziehen zu können -> Hitzepassung.



Ab ca. 1997-98 nannte ich dann meinen ersten Viertakter mein Eigen. Es handelte sich dabei um Yamahas "Wasserschwein", eine XTZ 660 Teneré, aus dem Baujahr '91. Mit recht hohem Schwerpunkt und vollgetankt ca. 195 kg war das schon eine völlig andere Gewichtsklasse als die 115 kg wiegende MZ :-) Für die Kleine Tour, gern auch mit Sozia, ist die XTZ sehr gut geeignet und so haben wir zusammen ein paar Treffen und Events der ortsnahen Händler besucht. Zu einer größeren Tour ist es nicht mehr gekommen, denn ...
Leider mußte sich im selben Jahr so ein vollkommener Idiot (wohl täglich) die Kante geben, um dann mit ca. 2,5 Promille Oldenburgs Strassen zu beglücken. Zum Glück hat er nicht uns erwischt, doch mein vor dem Haus geparktes Auto war irgendwie nicht wiederzuerkennen ...
Ein Auto geht im Alltag vor und so mußte mein neuer Stolz wieder weg :-( und mein Einstieg in das 4-Takt-Mopped-Leben musste wieder warten :-((



Die folgenden Jahre waren geprägt von vielen Probefahrten bei den verschiedensten Händlern aus der Umgebung. Ich entnahm daraus die Erkenntnis, dass mein zukünftiger Bock KEINE "Rennziege" sein sollte. Viel wichtiger war, dass der Spass diesseits der 100 km/h liegen muß.



Am Wochenende meines 25. Geburtstags, konnte ich weitere tolle Erfahrungen mit einem Mopped der "ruhigeren" Fahrweise, doch keinesfalls der lautlosen Art der Fortbewegung sammeln. Meine Freundin hatte eine besondere Überraschung für mich vorbereitet:
Eine Dyna Glide aus dem Hause Harley-Davidson gehörte für dieses Wochenende ganz allein mir :-)))

Direkt am darauffolgenden Montag, nach schwerem Abschied von der Harley (knapp 1500 Kubikzentimeter sind einfach geil :-)) ) starteten wir mit dem Auto in den Urlaub nach Österreich.
In Kärnten begann zum zweiten Mal die "European Bike Week", ein Harley-Treffen (zumindest zu 90%) mit ca. 45.000 begeisterten Fans und "schweren Jungs", sowie ca. 25.000 Böcken :-)) Dort konnte man an geführten Touren durch die traumhafte Landschaft der Alpen auf geliehenen Harleys teilnehmen. Ein Angebot, welches ich natürlich reichlich in Anspruch nehmen musste :-).
Das "Dream-Team" wurden die Jungs der schnellen Reparaturtruppe von Harley Davidson im eigens eingerichteten Reparaturzelt genannt. Sie waren aus ganz Europa eingeflogen worden, um schnellsten und kompetenden Service für die vielen tausend Bikern zu liefern. So wurden neben so mancher Kupplung auch viele Neuteile, frisch erworben an den Ständen des "Harley-Villages", in Rekordzeit an die Bikes gebracht, damit die Party mit den Neuerwerbungen sofort weitergehen kann...
Wie es sich ergab, war einer der Jungs aus dem "Dream-Team" der Techniker, der mir ein paar Tage zuvor die Dyna Glide für MEIN Wochenende herausgegeben und erklärt hatte. Und, um den "Spirit" und "The Way of Live" von Harley Davidson noch erlebbarer zu machen, stellte er uns seine eigene persönliche Harley "RoadKing" für einen Nachmittag zur Verfügung, mit der wir ganz auf eigenem Wege die Alpen erfahren konnten :))
Nochmals Vielen Dank für das uns entgegen gebrachte Vertrauen! Es war nicht mehr zu toppen!

Wieder zu Hause angekommen und angesteckt vom Cruiser-Feeling habe ich mir auch eine Kleine zugelegt, einfach so zum gemütlichen Gegendgeniesen. Mein neuerlicher Einstieg in die 4-Takt-Motorenklasse war eine Kawasaki EL 250. Mit ihr habe ich viele nette Touren, auch in die nicht mehr so nahe Umgebung unternommen. Es ist und bleibt ein tolles Gefühl morgens einfach ins Blaue loszufahren, die Sonne und den Tag genießen, um erst am Abend ermüdet und mit vielen neuen Eindrücken wieder heimzukehren.



Doch irgendwann wurde es Zeit für eine Maschine, die mehr zu meiner Größe von ca. 1,91 m passt und sie sollte auch mehr "Druck" haben. Nach reichlich en Überlegungen war klar, es sollte wieder eine Enduro sein, doch diesmal mit wesentlich geringerem Gewicht als dem der 660er Teneré.
Auch dem Thema SuperMoto habe ich mich von nun an gewidmet. Bei einem nahegelegenem KTM-Händler habe ich mir eine LC4 620 SuperMoto SuperCompetition ausgeliehen und sofort erkannt: Das Isses!
Das Tolle an speziell diesem Bock war, dass er eigentlich nur für Rennzwecke benutzt wurde und dementsprechend auch ausgestattet war: Beispielsweise der Gasgriff war ein "Schnellgasgriff", bei dem man nach einer Viertel-Umdrehung schon bei Volle-Pulle ist... Die Infos des Händlers, dass Gas und Bremse eher gierig sind, konnte ich schon auf den ersten Metern bestätigen :-)) wollte aber wirklich nicht wissen, wie sich das Teil bei den benannten 190km/h Topspeed anfühlen würde ... Nun gut, ich hatte also erkannt, was das Ziel der Träume war.

Leider gehören die Teile aus dem "Ösi-Land" nicht zur "Günstig-Fraktion" und so habe ich mich erst mal, quasi als "Einstiegsdroge", für eine Yamaha TT 600 S entschieden. Sie ist Baujahr '97, war schon beim Kauf in einem sehr gutem Zustand und mit allerlei Leckereien ausgestattet.
Firma Dynojet hat dem Vergaser auf die Sprünge geholfen, K&N dem Luftfilter, Brembo den Bremsen (vorne & hinten Stahlflex), Kayaba der voll-einstellbaren USD-Gabel und Öhlins dem ebenfalls voll einstellbaren hinteren Dämpfer. Des Weiteren hatte mein Vorbesitzer auch schon Handschalen und Spoiler von Acerbis am Lenker montiert.
Alles in Allem ein tolles Gerät :-) nur die SuperMoto-Felgen fehlten noch, sollten aber irgendwann als zweiter Radsatz zugelegt werden.
Nach ein paar Monaten mit meiner TT stellte ich fest, dass es mir vor Allem Feld- und Waldwege, garniert mit ein paar Sandstrecken angetan hatten und für mächtig gute Laune sorgten. Der Umbau auf SuperMoto wurde vorerst zu den Akten gelegt und das Potenzial der TT abseits der befestigten Strassen erprobt.



In den folgenden ca. 2,5 Jahren wurde mit der TT die und auch fernere OffRoad-Umgebung genauer erkundet. Passend dazu hat auch meine bessere Hälfte die Fahrschulbank gedrückt und ihren Motorrad-Führerscheinprüfung mit Bestnoten bestanden. Da leider ihre aus der Fahrschule bestens vertraute Yamaha XT600E zwar zum Verkauf stand, aber von uns nicht erworben werden konnte, wurde nach einer Alternative gesucht und in einer Suzuki DR600, des Baujahres 1989 gefunden. Die DR war beim Kauf aufgrund von Elektrikproblemen nicht fahrtüchtig und bedurfte vor allem zeitlicher Investitionen, um wieder richtig losbollern zu können. Mit neuem TÜV habe ich sie mit dem Besuch des DR600-Treffens 2004 eingeweiht. Da meine Liebste die doch recht alte Technik und der alleinige Kick-Starter auf Dauer nicht vollends überzeugen konnten, hat die DR einen neuen Besitzer in der Nähe von Hamburg gefunden.

Sowohl bei der TT, als auch der DR habe ich festgestellt, dass das Zurücklegen größerer Strecken, z.B. die Anreise zu Treffen oder ins Bergige, mit häufig ein paar hundert Kilometern recht anstrengend ist, sodass vor Ort zuerst nach Entspannung gesucht werden muss. Zum Einen liegt das natürlich an der Charakteristik eines Einzylinders, der ganz allein ohne Unterstützung eines weiteren Zylinders die gewünschten Kräfte zur Verfügung stellen muss, und zum Zweiten an dem eher nicht vorhandenen Windschutz und der zugleich sehr aufrechten Sitzposition. Gleichwohl ist diese Kombination ein Garant für die zügige Kurvenhatz auf verwinkelten Sträßchen oder das wendige Vorankommen im Stadtverkehr... ich war hin- und her gerissen, wie ich diesem Dilemma entgehen konnte.

Die wichtigste Erkenntnis dieser Zeit war allerdings, dass ich mich beim Endurowandern auf unbefestigten Wegen am wohlsten fühle und es mich nicht unbedingt ins "richtige" Gelände zieht - ordentlich Modder ist gut, muss aber nicht ausschließlich sein! Somit ist für mich das Gewicht und die Schlankheit einer Enduro nicht zu vernachlässigen, doch nicht oberste Priorität.



Ein neues Mopped sollte neue Möglichkeiten eröffnen - Eines mit der Option zur Kilometer-Quantität für längere Touren, aber mit trotzdem ausreichender Enduro-Qualität für das Endurowandern. Die Suche gestaltete sich als unerwartet einfach, ich glaube sogar, dass diese BMW R80GS oder R100GS schon seit dem Kauf meiner 660er Teneré in mir schlummerte. Für mich damals völlig unereichbar standen sie neben meiner Teneré im Laden und strahlten diese Kombination aus Eleganz und Zeitlosigkeit aus. Diese Ausstrahlung haben sie auch heute noch und überzeugen, in Zeiten der Digitalisierung fast jeden Motorradteils, mit der einfach zu wartenden "alten" 2-Ventiler-Technik.

Die BMW trifft alle meine aktuellen Vorstellungen von einem Mopped zum Touren und Endurowandern. Um ihr Einsatzgebiet noch mehr in Richtung Enduro zu verlagern, habe ich die schwere Frontverkleidung gegen die kleinere der älteren G/S-Modelle getauscht, einen 35 Liter fassenden Tank und einen bequemen Einzelsitz installiert. Längere Strecken, auch mit Sozia und ordentlich Gepäck, u.a. auf der Autobahn sind recht entspannt zu erfahren und anschließend noch ausreichend Kraftreserven vorhanden, um Ziel und die Natur abseits befestigter Wege genießen zu können. BMW hatte schon damals richtig verstanden, was eine Reise-Enduro können muss ... :-)